Stefan Zweifel sass vor seinem Arbeitstisch. Plötzlich ärgerte er sich über sich selbst. Hatte er eben gerade den deutschen Titel des Buches gedacht? Natürlich musste es «Le Bienveillantes» heissen. Das Original geht vor. Übersetzt, das war für Stefan Zweifel wie nicht gelesen. Und gerade Jonathan Littell pflegte aktuell die schönste Sprache des exkremental-erotischen Exzesses. Das ging ja im ganzen Mediengesuhle völlig unter: Die Übersetzung! Wer wagt sich schon ans französische Original? Doch Stefan Zweifel! Die deutsche Version ist nämlich «überkorrekt», das verstimmte Stefan Zweifel. «Überkorrekt» war ein Wort, das für ihn alles Elend der Welt bestimmte. «Anal» war ein Wort, das ihn interessierte.
Stefan Zweifel streichelte über den Einband der französischen Originalausgabe von «Les Bienveillantes». Er sinnierte. Den «Dreck»-Vorwurf musste er sich schon oftmals anhören. «Kitsch» heisst es ja immer, wenn etwas nicht intellektuell beglaubigt ist, vom Feuilleton nicht geadelt und von den als lesenswert ausgeflaggten Kritikerspiessern nicht affirmativ durchgewunken wurde. Das wusste Stefan Zweifel nur zu gut! Dabei ist doch dieser Vorwurf selbst Kitsch! Stefan Zweifel hatte eine Idee. Er hielt beim Streicheln inne und tippte folgenden Satz: «Auffällig oft ist bei den Kritikern von Kitsch
Da hatte er es aber gesagt! Ob der Leser weiss, welche dunklen Zeiten er meint? Bestimmt, schliesslich ist der Leser nicht jene unterbelichtete Tresenkraft, als dem man ihn sich gern vorstellt. Womöglich hat er sogar schon Literatur im Original gelesen! Stefan Zweifel grunzte zufrieden. Er hatte wieder einmal Dreck in die Zeitung gebracht, und niemand hatte ihn gemahnt, die Schuhe abzuwischen.
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